Politik auf die Straße tragen
Politik findet nicht nur in Gremien, Parlamenten und Institutionen statt. Vielmehr ist die gesamte Öffentlichkeit ein Ort politischer Auseinandersetzung. Deshalb ist es nicht selten lohnend - gerade wenn die sonstigen politischen Wege versperrt sind - die politische Auseinandersetzung auf die Straße zu tragen. Die Vielfalt ist hier groß: sie reicht von dem nur wenigen Minuten dauernden Flashmob, wofür man teils nicht mehr braucht als eine zündende Idee und eine Hand voll Leute hin zu ausgedehnten Aktionstagen mit dem klassischen Abschluss einer stundenlangen Großdemonstration, wo dann schon mal zehntausende auf die Straße gehen. Wenn sie auch weiterhin stark umstritten sind, bilden zudem auch Aktionen zivilen Ungehorsams ein immer stärker akzeptiertes Mittel der Politik. Die bekannteste Form davon ist die Sitzblockade. Ihr solltet immer überlegen, welches Bild ihr mit euren Aktionen auf der Straße vermitteln wollt und welches durch spezifische Aktionen vermittelt wird. Nicht jede Aktion passt zu jedem Thema.
Ein Beispiel: bei Großdemonstrationen ist es üblich geworden, dass sich stets einige dutzend Demonstrierende als Clowns verkleiden. Diese Aktionsform, die unter dem Begriff "Clowns-Army" firmiert, sorgt fast stets für gute Pressebilder - und das ist ja schließlich, was mit den meisten Protesten bewirkt werden soll. Wollt ihr allerdings eine Gedenkaktion, etwa für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge organisieren, solltet ihr tunlichst darauf verzichten, euch als Clowns zu verkleiden. Diese würden die Inszenierung - und das ist jede öffentliche Aktion immer auch ein Stück weit - nur zerstören. Schwarz- und Grautöne sind hier hingegen angebracht.
Flashmobs
Flashmobs sind spontane Menschenansammlungen im öffentlichen Raum, von sich häufig nicht oder nur kaum kennenden Personen. Ein Flashmob ist oft nicht mit einer expliziten Inhalt oder einer politischen Botschaft verbunden sein. Bekannt sind auch Flashmobs, wo verschiedene Personen, beispielsweise in einem Kaufhaus zu singen anfangen und so eine plötzliche Konzerteinlage starten oder eine riesige Kissenschlacht auf der Kölner Domplatte veranstalten. Sie sind aber auch sehr wohl dazu geeignet Botschaften mit ihnen zu verknüpfen, etwa bei einer sogenannten Critical Mass, wenn dutzende Personen sich zu einer Fahrradfahrt-Demo verabreden, um so als Verkehrsteilnehmer auf dem Drahtesel Präsenz zu zeigen und etwa für einen besseren Ausbau der Fahrradverkehrswege einzutreten. Alle Flashmobs sind dabei zueigen, dass sie den Alltag durchbrechen. Während Kundgbebungen und Demonstrationen häufig immer gleich aussehen und daurch sowohl für Teilnehmende als auch die (un-)interessierte Öffentlichkeit etwas ritualartigen Charakter annehmen können, darf das bei Flashmobs nie passieren. Dementsprechend vielseitig sind auch die Möglichkeiten, was bei einem Flashmob getan wird.
Kundgebungen
Eine Kundgebung ist ein bisschen wie die kleine Schwester der Demonstration. Während eine Demonstration einen Menschenzug gewöhnlich durch eine Stadt meint, ist eine Kundgebung rein stationär. Menschen versammeln sich an einem Platz. Es werden Redebeiträge gehalten, Plakate hochgehalten und Flyer verteilt. Das ganze dauert eine halbe bis zwei Stunden und ist dann auch wieder vorbei. Eine Kundgebung ist mit noch recht geringem Aufwand durchzuführen. Sie muss mindestens 48 Stunden beim Ordnungsamt der Stadt angemeldet werden. Zu dem Verfahren ist zu sagen, dass ihr bei der Versammlungsanmeldung nicht als Bittsteller gegenüber dem Amt auftreten müsst. Eine Versammlung anzumelden ist euer grundgesetzlich geschütztes Recht. Ihr solltet die Versammlungsanmeldung aber auch nicht auf die leichte Schultern nehmen. Macht euch zuvor bereits Gedanken über Größe, Gestalt und Thema/Anlass eurer Kundgebung.
Demonstrationen
Ziviler Ungehorsam